Websitebetreiber können auf zahlreiche Messwerte und Berichte zum Nutzerverhalten auf ihrer Website zurückgreifen um auf Basis der abgeleiteten Erkenntnisse geeignete Optimierungsmaßnahmen vorzunehmen. Eine zentrale Frage ist hier oftmals, ob gewisse Inhalte überhaupt wahrgenommen werden oder wie intensiv sich Nutzer mit einem Inhalt auseinandersetzen. Hier kann die Messung der Scrolltiefe interessante Daten liefern und eine sinnvolle Ergänzung zu den gängigen Messwerten darstellen. Zu wissen wie weit Nutzer auf einer Seite nach unten scrollen kann Fragen zur Platzierung von Handlungsaufforderungen, weiterführenden Links oder zum Aufbau einer Seite beantworten, bzw. Daten zur Beantwortung dieser Fragen liefern.
In der Vergangenheit musste für die Auswertung der Scrolltiefe in Google Analytics ein zusätzliches Skript, wie zum Beispiel das Scroll Depth Plugin von Rob Flaherty im Quelltext der Website eingebunden werden.
Mittlerweile bietet der Google Tag Manager eigene Variablen für die Messung der Scrolltiefe, wodurch die Erfassung der Daten in wenigen Minuten umgesetzt werden kann.
Integrierte Variablen konfigurieren
Im ersten Schritt müssen dieVariablen für die Erfassung der Scrolltiefe im Tag Manager über Variablen > Integrierte Variablen > Variablen konfigurieren hinzugefügt werden.
- Scroll Depth Threshold: Werte für das Auslösen des Triggers
- Scroll Depth Units: Einheiten in Pixel oder Prozent
- Scroll Direction: vertikales oder horizontales Scrollen

Trigger erstellen und konfigurieren
Im nächsten Schritt muss ein Trigger für die Erfassung der Scrolltiefe erstellt werden. Als Triggertyp muss unter Nutzerinteraktionen die Option „Scrolltiefe“ gewählt werden.

Bei den weiteren Einstellungen kann zwischen vertikalen und horizontalen Scrolltiefen gewählt werden, wobei vertikales Scrollen in diesem Fall die passende Option ist um das Scrollen auf Websites zu messen. Innerhalb dieser Option kann wiederum zwischen Prozentsätzen und Pixel gewählt werden, wobei die Erfassung als Prozentsatz einfacher auszuwerten ist.
Im Eingabefeld können nun die Prozentsätze definiert werden, bei denen der Trigger ausgelöst werden soll. Bei besonders langen Seiten kann es Sinn machen das Scrollen in 10-Prozent Schritten zu erfassen, man muss sich dabei allerdings auch bewusst sein, dass dadurch eine große Menge an Ereignissen generiert wird und man bei großen Websites schnell das Limit von 500 Hits pro Sitzung erreichen könnte. Eine übliche Eingabe wäre die Erfassung von 25, 50, 75 und 100 Prozent Scrolltiefe. Zudem kann eine Scrolltiefe von 0 definiert werden um die einzelnen Werte in Relation zum Seitenaufruf (Scrolltiefe 0) zu setzen.
Weiters kann definiert werden, ob die Scrolltiefe auf allen oder bestimmten Seiten erfasst werden soll. Wie bereits erwähnt, kann die Erfassung der Scrolltiefe zu einer großen Datenmenge in Google Analytics führen, daher ist es ratsam, die Datenerfassung auf bestimmte Seiten (z.B. Blog) zu beschränken.

Tag erstellen und einrichten
Im nächsten Schritt muss nun ein Universal Analytics Tag für die Erfassung der Scrolltiefe als Ereignis erstellt werden. Bei der Benennung der Ereignisse gibt es mehrere Optionen, ich persönlich bevorzuge die folgende Variante:
- Ereignis-Kategorie: Scrolltiefe
- Ereignis-Aktion: {{Page Path}}
- Ereignis-Label: {{Scroll Depth Threshold}} %
- Ereignis-Wert: {{Scroll Depth Threshold}}
Beim Ereignis-Label füge ich die Datenschichtvariable „Scroll Depth Threshold“ ein und ergänze diese um das %-Symbol: {{Scroll Depth Threshold}} %. Dadurch werden die als Prozente erfassten Grenzwerte in Google Analytics inklusive %-Symbol angezeigt. Zusätzlich füge ich „Scroll Depth Threshold“ (ohne %-Symbol) noch beim Ereignis-Wert ein, um in Google Analytics die durchschnittliche Scrolltiefe auswerten zu können.
Bei der Erstellung des Tags ist ansonsten noch die Angabe bei „Treffer ohne Interaktion“ zu beachten. Bei der Standardauswahl (Wahr), wirkt sich die Erfassung der Scrolltiefe nicht auf die Absprungrate aus, was ich dringend empfehle. Ansonsten würde eine Scrollbewegung automatisch zu einer zweiten Interaktion führen und die Sitzung würde auch im Falle eines Absprungs nicht als solcher erfasst werden. Bei kurzen Seiten ist dies besonders problematisch, da die Scrolltiefe auch ohne Scrollbewegung erfasst werden kann, wenn zum Beispiel mehr als 25% der Seite bereits beim Seitenaufruf sichtbar sind.

Tag prüfen und veröffentlichen
Im letzten Schritt sollte der Tag über die Vorschaufunktion getestet werden. Wenn alles korrekt eingerichtet wurde, sollte der Tag nun ausgelöst werden, sobald man ausreichend weit nach unten scrollt.

Auswertung der Daten in Google Analytics
Die Daten scheinen in Google Analytics im Ereignisse Bericht (unter der Kategorie „Verhalten“) auf. In diesem Beispiel wurde noch ein Ereignis für den Seitenaufruf selbst mit einer Scrolltiefe von 0% erfasst. Indem man die einzelnen Ereignisse durch das Ereignis mit 0% dividiert kann man den Anteil an Seitenaufrufen berechnen, bei denen bis zu 25, 50, 75 oder 100% gescrollt wurde.
Durch die Platzierung des Seitenpfades als Ereignis-Aktion werden die Daten zuerst aggregiert nach Seiten angezeigt, was einen schnellen Überblick über die Scrolltiefen der einzelnen Seiten ermöglicht. Besonders interessant ist auf dieser Ebene der durchschnittliche Wert, da dieser einen Vergleich der durchschnittlichen Scrolltiefe der Seiten untereinander, sowie im Vergleich zum allgemeinen Durchschnittswert ermöglicht.

Klickt man nun auf eine der angeführten Seiten, so wechselt man auf die Ereignis-Label Ebene, wo die Scrolltiefe im Detail ausgewertet werden kann. Wenn man die Daten der Spalte „Ereignisse gesamt“ absteigend sortiert, erhält man einen Überblick über die Verteilung der Scrolltiefen innerhalb dieser Seite.

Fazit
Mit Hilfe des Google Tag Managers kann die Messung der Scrolltiefe in wenigen Minuten umgesetzt werden und die Analyse des Nutzerverhaltens um wertvolle Daten erweitert werden.
Da die Messung der Scrolltiefe eine große Menge an Daten generiert, kann es sinnvoll sein die Messung auf bestimmte Seiten oder Seitenbreiche zu beschränken. Aus Erfahrung macht die Messung auch nur bei längeren Seiten Sinn, da bei kurzen Seiten auch ohne Scrollen bereits Ereignisse ausgelöst werden können. Dies wäre der Fall, wenn beim Seitenaufruf bereits 25 oder 50 Prozent der Seite sichtbar wären.