Google Analytics ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Tool für die Erfassung und Auswertung des Nutzerverhaltens auf Websites, Apps und anderen digitalen Umgebungen. Obwohl Google Analytics schon seit vielen Jahren verfügbar ist und es zahlreiche Ressourcen für den Einsatz gibt, werden in vielen Konten bei weitem nicht alle Möglichkeiten ausgenützt, um das Maximum aus den vorhanden Daten herauszuholen. Die Kontostruktur ist einer dieser Bereiche, der bei der Erstellung eines neuen Kontos gerne vernachlässigt wird. Die Folgen reichen von Problemen bei der Datenauswertung bis hin zu Schwierigkeiten bei der Nutzervergabe.
Die Ebenen eines Analytics Kontos
Ein Google Analytics Konto besteht aus drei hierarchisch angeordneten Ebenen: Konto, Property und Datenansicht. Ein Google Analytics Konto kann bis zu 50 Properties und eine Property kann bis zu 25 Datenansichten enthalten.

Konto-Ebene
Das Konto ist die höchste Ebene in Google Analytics und beinhaltet mindestens eine Property und eine Datenansicht. Die Einstellungsmöglichkeiten beinhalten unter anderem den Kontozugriff, den Zusatz zur Datenverarbeitung (DSGVO) und die Definition von Filtern. Die Einstellungsmöglichkeiten sind jedoch deutlich geringer als bei den hierarchisch darunter liegenden Ebenen.
Property-Ebene
Auf der Property Ebene können grundlegende Einstellungen zur Datenerfassung vorgenommen werden. Dies beinhaltet zum Beispiel die Sitzungseinstellungen, den Umgang mit Verweisquellen oder die Nutzung zusätzlicher Funktionen wie Berichte zu demografischen Merkmalen.
Darüber hinaus kann Google Analytics mit anderen Google Produkten (z.B. Google AdWords, Search Console) verknüpft, benutzerdefinierte Werte erstellt oder Daten aus anderen Quellen importiert werden. Auch die Vergabe von Nutzerrechten ist auf Property-Ebene möglich.
Datenansicht-Ebene
Diese Ebene ist die aus Web Analyse Sicht vielleicht spannendste, da sehr feine Anpassungen an der Sammlung und Darstellung von Daten vorgenommen werden können. Dies umfasst unter anderem die Erstellung von Filtern, die Definition von Website Zielen und die Gruppierung von Inhalten. Die Nutzerverwaltung ist ebenfalls auch dieser Ebene möglich.

Mit der richtigen Kontostruktur zu besseren Ergebnissen
Diese drei Ebenen können genützt werden um die Erfassung der Daten und in Folge auch das Berichtwesen besser zu strukturieren. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, die Web Analyse einer Web Präsenz über ein Konto, eine Property und eine Datenansicht.
Die Kontostruktur auf die Web Präsenz ausrichten
Bevor man mit der Datenerfassung beginnt sollte eine Liste der eigenen Web Präsenz (Website, Blog, Shop, Apps, etc.) angelegt werden um die Struktur im Google Analytics Konto ideal an die Struktur der Web Präsenz anpassen zu können.
Einsatz von Datenansichten
Es wird generell davon abgeraten, die Web Analyse Daten über eine einzige Datenansicht zu erfassen. Einer der Hauptgründe dafür ist die Nutzung von Filtern um Einflüsse durch interne Zugriffe oder Spam zu vermeiden. Da die durch Filter ausgeschlossenen Daten nicht wiederhergestellt werden können sollte es zumindest eine ungefilterte Datenansicht (Rohdaten ohne Filter) und eine Analyse-Datenansicht mit Filtern geben. Idealerweise werden Filter vor deren Anwendung in einer dritten Datenansicht getestet, bevor diese auf die Analyse-Datenansicht angewendet werden.
Unabhängig vom Aufbau der jeweiligen Web Präsenz sollte daher jedes Analytics Konto zumindest über 3 Datenansichten verfügen.
Möglichkeiten für weitere Datenansichten:
- Separate Auswertung von Sprachversionen oder Ländern
- Separate Auswertung eines Online Shops oder Blogs
- Eigene Datenansichten für Verweisquellen (z.B. AdWords), um der betreuenden Agentur einen eingeschränkten Zugriff auf die Web Analyse Daten zu gewähren
- Eigene Datenansicht für mobile Endgeräte
Beispiel: Die Web Präsenz eines national agierenden Onlinehändlers für Sportartikel besteht aus dem Online Shop und einem auf einer Sub-Domain integrierten Blog. In Google Analytics wird für die Erfassung der Daten ein neues Konto mit einer Property und 6 Datenansichten angelegt:
- Datenansicht 1: ungefilterte Ansicht mit Rohdaten
- Datenansicht 2: Test-Datenansicht für den Einsatz von Filtern
- Datenansicht 3: Allgemeine Analyse-Datenansicht
- Datenansicht 4: Analyse-Datenansicht des Online Shops
- Datenansicht 5: Analyse-Datenansicht des Blogs
- Datenansicht 6: Eingeschränkte Datenansicht für die AdWords Agentur
Einsatz von Properties
Der Einsatz von Properties hängt stark von der Beschaffenheit der Web Präsenz ab. Sobald mehrere Domains im Spiel sind sollten diese auch über eigene Properties erfasst werden. Dies hat zwar den Nachteil, dass die Zugriffe der gesamten Web Präsenz nicht gesammelt ausgewertet werden können, bietet jedoch Vorteile bei der Verknüpfung einzelner Properties mit anderen Produkten wie der Google Search Console.
Zudem hat jede Property eine eigene Tracking ID, wobei sich streng genommen nur die letzte Ziffer der ID ändert.
Die gesammelte Auswertung aller Website Zugriffe könnte zudem bequem über die Export Funktion in MS Excel oder eine Reporting Software erfolgen. Die gesammelte Auswertung aller Daten in Analytics bietet ohnehin kaum verwertbare Erkenntnisse, vor allem wenn die Daten aus unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichen Online Maßnahmen stammen. Die Daten würden zu verwässerten Durchschnittswerten führen, von denen sich keine konkreten Maßnahmen ableiten lassen.
Beispiel: Der Online Händler konnte erfolgreich in der Branche Fuß fassen und expandiert in zwei benachbarte Länder mit jeweils einer eigenen lokalen Top-Level-Domain. Im ersten Schritt wird es in den neuen Ländern noch keinen eigenen Blog geben, dafür wird in jedem Land mit einer lokalen Agentur zusammengearbeitet. Die Struktur der Datenansichten sieht in den beiden neuen Properties wie folgt aus:
- Datenansicht 1: ungefilterte Ansicht mit Rohdaten
- Datenansicht 2: Test-Datenansicht für den Einsatz von Filtern
- Datenansicht 3: Allgemeine Analyse-Datenansicht
- Datenansicht 4: Analyse-Datenansicht des Online Shops
- Datenansicht 5: Eingeschränkte Datenansicht für die lokale AdWords Agentur
Einsatz von Konten
Die Erstellung eines zusätzlichen Kontos sollte immer dann in Erwägung gezogen werden, wenn die zu messende Website oder App nicht Teil der Web Präsenz ist. Dabei kann es sich um ein Nebenprojekt oder ein separates Geschäftsfeld handeln.
Beispiel: Der Online Händler baut eine zweite, auf Klettersport spezialisierte Präsenz auf, und vertreibt die Produkte auf einer separaten Web Präsenz bestehend aus Website, Online Shop, Blog und Social Media Präsenzen. In diesem Fall wäre die Erstellung eines neuen Kontos die sauberste Lösung, die zudem auch den größten Spielraum für den Einsatz von Properties bietet.
Fazit
Durch den vorausschauenden Einsatz von Konto, Property und Datenansicht können Datensammlung, Berichtwesen und Nutzervergabe deutlich vereinfacht werden. Vor allem Datenansichten bieten vielfältige Möglichkeiten um die gesammelten Daten zielgerichtet auszuwerten. Empfohlen wird ein Minimum von drei Datenansichten pro Property: 1 Datenansicht für Rohdaten, 1 Test-Datenansicht und 1 Analyse-Datenansicht.