Google Analytics hat sich in den letzten Jahren als Standard für die Webanalyse etabliert. Das kostenlose Tool punktet mit zahlreichen Metriken und Berichten, sowie einer intuitiven Nutzeroberfläche. Der Webanalyse Dienst steht jedoch auch seit mehreren Jahren immer wieder in der Kritik, da personenbezogene Daten erfasst und in den USA verarbeitet werden. Im Zuge der DSGVO mussten Unternehmen entsprechend reagieren, um den Dienst weiter nützen zu können. Dies betrifft unter anderem die Erstellung einer umfassenden Datenschutzerklärung, die Nutzung eines Cookie Consent Management Tools und die Unterzeichnung eines Vertrages zur Auftragsdatenverarbeitung.
Dennoch gibt weiterhin Bedenken bezüglich der Verarbeitung von Daten in den USA, vor allem auch durch den Wegfall des Privacy Shield Abkommens. Durch die Entscheidung der österreichischen Datenschutzbehörde Anfang 2022 evaluieren immer mehr Unternehmen, ob sie Google Analytics weiterhin verwenden oder sich nach einer Alternative umsehen sollen. Dabei wird Matomo häufig als datenschutzkonforme Lösung empfohlen. Ob es sich dabei um eine echte Alternative zu Google Analytics handelt, wird in diesem Beitrag behandelt.
- Web Analyse mit Matomo
- Datenschutz
- Funktionen
- Benutzeroberfläche
Webanalyse mit Matomo
Matomo (bis 2018 unter dem Namen „Piwik“ bekannt) ist eine Open-Source Webanalyse Plattform. Der Marktanteil liegt laut w3techs.com derzeit (Feb 22) bei unter 2%, jener von Google Analytics bei ca. 57%.
Unternehmen können die Lösung in der Cloud des Anbieters oder auf dem eigenen Server betreiben. Die Cloud-Version ist je nach Datenvolumen mit Kosten ab 19 Euro pro Monat verbunden, kann jedoch auf bis zu 30 Websites eingesetzt werden. Diese Daten können über die Roll-Up Reporting Funktion auch aggregiert ausgewertet werden. Auf Rohdaten kann bis zu 24 Monate, auf die in Berichten dargestellten Daten ohne zeitliche Begrenzung zugegriffen werden. Bei den Daten wird kein Sampling, wie man es zum Beispiel aus Google Analytics (ab 500.000 Sitzungen auf Property-Ebene) kennt, angewendet.
Die On-Premise Version für den eigenen Server kann kostenlos genutzt werden, wobei hier natürlich internes Know-How und Serverkapazitäten erforderlich sind. Zusätzliche Kosten können für unterschiedliche Funktionen anfallen, die zum Beispiel in der Cloud-Version bereits inkludiert sind (z.B. A/B Testing).
Ein Wechsel zwischen den beiden Versionen ist auch nach der Erfassung von Daten möglich.
Datenschutz
Matomo positioniert sich ganz klar als datenschutzkonforme Alternative zu Google Analytics. Die Daten werden bei der Cloud-Version in Europa – konkret in Frankfurt – oder auf dem eigenen Server gespeichert und können nicht von Dritten eingesehen werden. Zudem gibt es zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, um die Datenerfassung zu steuern (z.B. erweiterte IP-Anonymisierung, Umgang mit „Do Not Track“, et.). Vor allem der Serverstandort und der Wegfall der als problematisch erachteten Verarbeitung von Daten in den USA, bzw. durch Dritte ist für viele eines der wichtigsten Argumente für den Wechsel zu Matomo.

Funktionen
Die Funktionen von Matomo sind jenen von Google Analytics in vielen Bereichen sehr ähnlich. Unternehmen können Daten zu Besuchern, der Interaktion mit Inhalten und der Erreichung wichtiger Ziele (Conversion Ziele, E-Commerce Tracking) erfassen und auswerten. In der Cloud-Version gibt es zudem noch die Möglichkeit, A/B Tests durchzuführen und Heatmaps oder Session Recordings zu erfassen. Diese Funktionen sind in Google Analytics zum Beispiel nicht integriert. Die mit Google Optimize durchgeführten A/B Tests können in Google Analytics ausgewertet werden, für Heatmaps und Session Recordings müssen jedoch andere Dienste in Anspruch genommen werden (z.B. Hotjar, VWO, Optimizely).
Alle Berichte im Überblick (Cloud-Version):
- Besucher: Standard Metriken, Orte, Geräte,…
- Verhalten: Seiten, Einstiegsseiten, Ausstiegsseiten, Ereignisse…
- Akquisition: Kanäle und Kampagnen
- E-Commerce: Produkte, Umsatz, Multi-Attribution
- Ziele: Conversion Ziele, Multi-Attribution
- Funnels: Trichter für Ziele anlegen
- Forms: Nutzung von Formularen auswerten
- Medien: Nutzung von Audio und Video (auch YouTube) auswerten
- A/B Tests: Durchführung von Split-Tests
- Heatmaps: Klicks, Mouse-Bewegungen, Scrolltiefe
- Session Recordings: Aufnahmen von Besucher Sessions

Für die erweiterte Web Analyse steht auch bei Matomo ein Tag Manager zu Verfügung. Auch hier ist der Aufbau (Tags, Trigger, Variablen) und Umfang jenem des Google Tag Managers sehr ähnlich. Wer den Tag Manger bisher intensiv für die Erfassung von Ereignissen wie zum Beispiel Downloads, Button Klicks oder sonstige Interaktionen abseits von Seitenaufrufen genutzt hat, kann dies auch mit Matomo weiterführen.
Die Auswahl an Tag-Vorlagen ist dabei deutlich geringer als jene in Google Analytics, Skripte können jedoch auch über „Benutzerdefiniertes HTML“ implementiert werden. Durch die Ähnlichkeit mit dem Google Tag Manager ist die Einarbeitungszeit sehr kurz. Bisher wurden nur ein paar kleinere Funktionen, wie zum Beispiel die Möglichkeit nach Tag-Namen zu filtern, vermisst.

Benutzeroberfläche
Matomo ist ähnlich aufgebaut wie Google Analytics, wirkt auf den ersten Blick jedoch etwas altmodisch, vor allem was die Darstellung der Daten in Tabellen und Visualisierungen betrifft. Hier hat Google Analytics einen klaren Vorteil (z.B. sekundäre Dimensionen, Filter, Darstellungsvarianten). Auch die Auswahl an verfügbaren Metriken ist im Vergleich zu Google Analytics deutlich reduziert.


Bei den Metriken müssen sich Google Analytics Nutzer an die abweichende Terminologie gewöhnen, wie zum Beispiel:
- Sitzungen = Besuche
- Seitenaufrufe = Seitenansichten
- Durchschnittliche Sitzungsdauer = Durchschnittliche Aufenthaltsdauer

Was im Vergleich zu Google Analytics entfällt, ist die automatische Integration mit anderen Google Produkten, wie zum Beispiel Google Ads. Hier muss in Zukunft mit manuell gesetzten URL Parametern oder Tracking-Vorlagen gearbeitet werden, sodass Matomo die über Google Ads generierten Zugriffe als bezahlte Suche erkennt. Die Parameter können über den Kampagnen-URL-Builder generiert werden (z.B. mtm_campaign, mtm_source, mtm_medium, etc.).

Zusammenfassung
Matomo wird oftmals als datenschutzkonforme Alternative zu Google Analytics bezeichnet und wird diesem Ruf definitiv gerecht. Die Speicherung der Daten in Europa, bzw. auf dem eigenen Server (was bei Google Analytics auch möglich ist, jedoch fortgeschrittenes Know-How erfordert) ist dabei für viele der entscheidende Faktor für einen Umstieg.
Vom Funktionsumfang her kann Matomo mit Google Analytics mithalten und bietet mit den Heatmaps und Screen Recordings auch interessante Zusatzfunktionen, die es in Google Analytics so nicht gibt. Matomo weist jedoch Defizite bei der Darstellung der Daten auf, was Umfang, Visualisierung und Filter betrifft.
Je nachdem, wie die aktuelle Situation mit Google Analytics bewertet wird, könnte Matomo auch vor einem permanenten Umstieg parallel zu Google Analytics genutzt werden um sich mit der Plattform vertraut zu machen und bei Bedarf schneller reagieren zu können.
Quellen & weiterführende Informationen: